Den Bogen überspannt…

Zum Slogan „Hoch die Rote Armee!“

Seit der Gründung unserer politischen Tendenz vor sechs Jahren hat sich unsere Polemik mit anderen Linken zu Afghanistan um die grundlegende Frage gedreht, in welche Richtung die Waffen zeigen sollten — auf die vom Imperialismus unterstützten Mudschaheddin oder auf die sowjetische Armee. Die Losung „Hoch die Rote Armee in Afghanistan!“, die wir von der Spartacist League (SL) übernommen hatten, ließ keinen Raum für Konfusion in dieser Frage. Aber der bevorstehende sowjetische Verrat in Afghanistan hat gezeigt, dass diese Losung fehlerhaft war. Die sowjetische Armee weiterhin „hoch leben“ zu lassen, während sie aufgibt und davon läuft, ist offensichtlich absurd, aber jeder stalinistische Vorgänger Gorbatschows hätte diesen Verrat genauso gut begehen können. So sind wir zu der Schlussfolgerung gezwungen, dass uns eine sorgfältigere Beachtung der trotzkistischen Kriterien zur Bewertung militärischer Aktionen der sowjetischen Bürokratie davor bewahrt hätte, diese falsche Formulierung überhaupt zu übernehmen, und uns somit der Notwendigkeit enthoben hätte, sie zu widerrufen, während sich die sowjetische Armee auf dem Rückzug befindet.

Trotzkisten haben immer sorgfältig darauf geachtet, zwischen militärischer und politischer Unterstützung für die stalinistische Bürokratie zu unterscheiden. Die stalinistische herrschende Kaste in der Sowjetunion übt, trotz all ihres konterrevolutionären Verrats, immer noch Macht aus, die sich auf die Strukturen des kollektivierten Eigentums gründet, das durch die Oktoberrevolution etabliert wurde. Die Sowjetunion ist daher das Ziel unversöhnlicher imperialistischer Feindseligkeit. Angesichts der kapitalistischen Aggression kann sich die stalinistische Bürokratie nicht selbst verteidigen, ohne zugleich die kollektivierten Eigentumsformen, auf denen ihre Herrschaft beruht, zu verteidigen, und sie in bestimmten Fällen geographisch auszuweiten. Trotzkisten, die diese Eigentumsformen als historische Errungenschaften für die Arbeiterklasse begreifen, stellen sich eindeutig auf die gleiche Seite der Barrikaden wie die stalinistische Bürokratie in jeder militärischen Konfrontation mit dem Imperialismus.

Aber militärische Unterstützung für die Sowjetunion bedeutet nicht mehr Vertrauen in die Bürokratie und ihre Methoden als beispielsweise 1981 die Unterstützung für den PATCO-Streik, die keine stillschweigende Billigung für Lane Kirkland und die Funktionäre der AFL-CIO einschloss, die den Streik ausverkauften. Genauso, wie wir betonen, dass Gewerkschaften am besten verteidigt werden können, indem die gegenwärtigen Arbeiterverräter gegen eine revolutionäre Führung ausgetauscht werden, argumentieren wir, dass nur durch den Sturz der stalinistischen Bürokraten die sozialen Fortschritte konsequent verteidigt werden können, die durch die degenerierten/deformierten Arbeiterstaaten verkörpert werden. Der nationalen Engstirnigkeit der Stalinisten, ihrem Verrat und ihrer Verachtung für die Massen, stellen wir unser eigenes Programm der Arbeiterdemokratie und des revolutionären proletarischen Internationalismus entgegen. So schließt die militärische Unterstützung der Stalinisten gegen den Imperialismus nicht ein Jota politischer Unterstützung für sie und ihre Methoden ein.

Das Problem mit dem Slogan „Hoch die Rote Armee in Afghanistan!“ liegt darin, dass er bei der Unterscheidung politischer und militärischer Unterstützung versagt. Die sowjetische Armee (die seit 1946 offiziell nicht mehr „Rote Armee“ genannt wurde) ist der militärische Arm der Kremlbürokratie. Die Politik der Armee ist die der Bürokratie. Ihre Rolle ist daher eine widersprüchliche, genau wie die der Bürokratie selbst. Soweit die russische Armee die Sowjetunion gegen den Imperialismus verteidigt (und dies war in der Tat der Zweck des Einmarsches in Afghanistan), sind wir militärisch auf ihrer Seite. Wenn sie unterdrückende soziale Strukturen beiseite fegt und durch kollektiviertes Eigentum in den Gebieten unter ihrer Kontrolle ersetzt (und dies war zweifellos eine Möglichkeit der russischen Intervention), werden wir solche Maßnahmen unterstützen. Aber die sowjetische Armee kritiklos zu unterstützen (d. h. sie „hoch leben“ zu lassen), würde uns in die Situation bringen, die Stalinisten entschuldigen zu müssen, wenn sie sich dem sozialen Status quo anpassen oder einen feigen Rückzug antreten. Und, nicht überraschend, ist es genau das, was sie in Afghanistan getan haben.

Einige Unterstützer der SL argumentieren, dass „Hoch die Rote Armee!“ einfach ein emphatischer Ausdruck der militärischen Unterstützung für die sowjetischen Streitkräfte war, gegen die Hysterie des Kalten Krieges, die unmittelbar nach der Intervention eskalierte. Man muss fairer Weise anmerken, dass die Spartacist League vor der Möglichkeit eines sowjetischen Verrats warnte, als sie erstmals diesen Slogan vorbrachte. Während die vermeintlichen Moskau-Loyalisten der Kommunistischen Partei zusammenzuckten und versuchten sich zu verstecken, brachte die SL diese bewusst kantige Formulierung angesichts einer Welle von Antisowjetismus hervor, die durch Amerika fegte. So anerkennenswert dieser Impuls gewesen sein mag, führt kein Weg an der Tatsache vorbei, dass der Slogan, wortwörtlich und für sich genommen, auf eine pauschale politische Unterstützung der Rolle der Sowjetunion in Afghanistan hinaus läuft.

Trotzki schrieb:

Damit sich im Bewußtsein der Massen diese beiden Arten der „Verteidigung der UdSSR“ [die der Stalinisten und die der Vierten Internationale] nicht mischen, muß man die Losungen, die den konkreten Umständen entsprechen, klar und genau zu formulieren wissen
— Verteidigung des Marxismus. Die UdSSR im Krieg, Trotzki Schriften, Band 1.2, Seite 1294

Die Forderung nach dem „militärischen Sieg der Roten Armee“ entsprach der konkreten Situation in Afghanistan, weil sie uns direkt auf der sowjetischen Seite der Front platzierte ohne irgendeine Verantwortung für den stalinistischen Verrat zu übernehmen.

Politische Banditen und Verteidigung der Sowjetunion

Die bolschewistische Tendenz, von deren Mitgliedern viele, wegen der Sünde, selbstständig zu denken, aus der Spartacist League (SL) getrieben wurden, hat die Degeneration der SL von einer echten demokratisch-zentralistischen Organisation zum heutigen Führerkult aufgezeichnet. In der Spartacist League, in der demokratischer Zentralismus seit langem nur noch eine leere Phrase ist, wird die politische Linie von der Spitze angeordnet und auch der mildeste interne Dissens wird oft als Beweis für die Untreue gegen das Regime von James Robertson, dem nationalen Vorsitzenden und unvergleichlichen Führer, angesehen. Um jegliche Kritik von seinem internen despotischen Regime abzulenken, behauptet Robertson routinemäßig, dass seine Kritiker heimlich von finsteren Motiven animiert werden, wobei davon das Bestreben, die Verteidigung der Sowjetunion aufzugeben, nicht das geringste ist. Es war daher absolut vorhersehbar, dass die SL unsere Kritik an „Hoch die Rote Armee“ als „Beweis“ dafür nehmen würde, dass wir von Anfang an nichts als verrottete, antisowjetische Renegaten gewesen seien.

Kaum hatten wir unsere Kritik an dieser Losung auf einer Veranstaltung der Trotskyist League of Canada (kanadische Robertsoniten) in Toronto erhoben, veröffentlichte die SL einen Artikel mit dem Titel „BT sagt: ‚Lasst die Rote Armee in Afghanistan nicht hochleben‘“ (Workers Vanguard Nr. 449, 25. März 1988). In diesem Artikel wird behauptet, unsere Ablehnung von „Hoch die Rote Armee“ sei ein Beweis dafür, dass wir dabei seien, die Verteidigung der Sowjetunion zu Gunsten des Shachtmanismus aufzugeben. WV versucht seine Behauptung, „die BT bereitet sich darauf vor, ihr Zelt im Dritten Lager aufzuschlagen“, mit einem Sammelsurium von Behauptungen zu untermauern, die so fragmentarisch und unaufrichtig sind, dass das Unterfangen, sie zu widerlegen, dem Versuch gleichkommt, einen Quecksilbertropfen fest zu nageln. Dennoch sind wir verpflichtet, es zu versuchen.

Der Artikel beruht auf einer falschen Gegenüberstellung: Entweder akzeptieren wir die Formulierung „Hoch die Rote Armee in Afghanistan!“ oder wir leugnen die widersprüchliche Natur der sowjetischen Bürokratie und implizieren, dass sie „durch und durch konterrevolutionär“ ist:

Was die BT „verschwinden lässt“ ist der widersprüchliche Charakter der stalinistischen Bürokratie. Die Linie, dass der „Stalinismus durch und durch bis zum Kern konterrevolutionär ist“, ein präziserer und beredterer Ausdruck der Position der BT, erschien zuerst 1952-53 als eine einseitige Formulierung während des internen Kampfes in der Socialist Workers Party gegen die pro-stalinistischen Liquidatoren Cochran-Clarke … [Die BT] bevorzugt das Bild eines Seelen zerstörenden, monolithischen stalinistischen Totalitarismus.

Dieses Argument erweist sich als dreiste Behauptung. Nichts von dem, was wir gesagt haben, bildet die Grundlage einer solchen Schlussfolgerung. Es ist vielmehr der Slogan „Hoch die Rote Armee!“ selbst, der die widersprüchlichen Möglichkeiten, die in der sowjetischen Afghanistan-Politik angelegt sind, von Anfang an tilgt. Im Workers Vanguard vom 25. März wird eingeräumt, dass anders als im Zweiten Weltkrieg, in dem die Sowjetunion entschlossen war, die Nazi-Invasoren zu zerschlagen:

… die sowjetische Bürokratie niemals wirklich versuchte, in Afghanistan zu gewinnen, weil sie sich weigerte, eine soziale Revolution durchzuführen. Ein bürgerlicher Kommentator erkannte jüngst, dass „die sowjetische Armee sich in Afghanistan nie in vollem Umfang verpflichtet hat“

In diesem Zusammenhang lässt sich „Hoch die Rote Armee!“ in etwa übersetzen als „Hurra für die Armee, die nicht die islamische Reaktion zerschlägt!“ oder als „Hurra für die Armee, die NICHT VORHAT, die islamische Reaktion zu zerschlagen!“ „Aufrüttelnd“ vielleicht, aber aufrütteln wozu?

Die Widersprüche des Stalinismus

Die Behauptung der Spartacisten, unser Einwand gegenüber „Hoch die Rote Armee“ gipfele in der Verneinung des widersprüchlichen Charakters des Stalinismus, macht nur Sinn auf der Grundlage einer sehr sonderbaren Vorstellung dieser Widersprüche. Deutet die SL an, dass das sowjetische Militär irgendwie die „progressive“ Seite der stalinistischen Bürokratie verkörpert im Gegensatz zum zivilen Apparat der Kommunistischen Partei, der die konservative Seite darstellt? Nur unter dieser Voraussetzung kann der Slogan „Hoch die Rote Armee!“ als Versuch betrachtet werden, die „Widersprüche“ der sowjetischen herrschenden Kaste auszunutzen, indem man den linken Flügel der Bürokratie (Militär) gegen ihren rechten Flügel (Politbüro) ausspielt.

Das sowjetische Offizierskorps und das Politbüro der KPdSU sind Bestandteile der stalinistischen Kaste, in der die erste der letzteren untergeordnet ist. In beiden Gruppen bestehen außerdem verschiedene politische Differenzen, einschließlich der ewigen Spannungen zwischen, bei westlichen Kremlexperten so sehr beliebten, „Gemäßigten“ und „Hardlinern“. Aber die Unterschiede zwischen diesen Gruppierungen sind lediglich taktischer und vorübergehender Art. In einer anderen politischen Situation können jene, die für günstigere Bedingungen in Afghanistan aushalten, zu den lautesten Fürsprechern dafür werden aufzugeben und umgekehrt. Trotzkisten stellen aber keine Blankoschecks für die Unterstützung irgendeines Flügels der Bürokratie aus.

Die sowjetische Bürokratie ist nicht monolithisch in irgendeinem einfachen Sinne. Es gibt in ihr alle möglichen Gruppierungen und Schattierungen von Meinungen, wie sie in jeder politischen Formation vorkommen. Dem wahren Bolschewismus verpflichtete Individuen (wie Ignaz Reiss) können gelegentlich aus ihren Reihen hervorgehen. Darüber hinaus ist die Bürokratie eine spröde und instabile Kaste und ganze Teile von ihr könnten im Verlaufe einer politischen Revolution in den degenerierten/deformierten Arbeiterstaaten auf die Seite der Arbeiterklasse wechseln. So geschehen in Ungarn 1956. Aber in ihrer Gesamtheit und ohne einen proletarischen Aufschwung bleibt die Bürokratie der Aufrechterhaltung ihrer politischen Macht verpflichtet. Die Widersprüche der sowjetischen Gesellschaft spiegeln sich indirekt in den Machtkämpfen zwischen den verschiedenen Fraktionen der Bürokratie, aber solche Kämpfe bewegen sich im Rahmen der bestmöglichen Aufrechterhaltung der bürokratischen Herrschaft.

Der grundlegende Widerspruch der deformierten und degenerierten Arbeiterstaaten liegt zwischen der sozialen Basis der kollektivierten Ökonomie und dem lähmenden Monopol der Stalinisten zur politischen Entscheidungsfindung, die alle möglichen Entstellungen und Irrationalitäten in den Planungsprozess einführt, und auf diese Weise zu einer Fessel der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung wird. Dieser Widerspruch kann nicht durch den Triumph einer bürokratischen Fraktion über eine andere gelöst werden, sondern nur durch den Sturz der gesamten parasitären stalinistischen Kaste durch eine politische Arbeiterrevolution.

Die Spartacist League bekennt sich natürlich dazu, hiermit übereinzustimmen und das trotzkistische Programm der politischen Revolution in den degenerierten/deformierten Arbeiterstaaten aufrecht zu erhalten. Doch die Logik ihrer Polemik gegen uns weist in eine andere Richtung. Könnte die Annahme einer Links-Rechts-Differenzierung zwischen dem sowjetischen Militär und dem Rest der herrschenden Schicht die Vermutung nahe legen, dass die SL die Hoffnung auf die sowjetischen Arbeiter aufgegeben hat und statt dessen auf irgendeine bürokratische Fraktion setzt, um die UdSSR zurück zu bekommen? Die SL-Führung hat diese Frage noch nicht vollständig beantwortet, vielleicht nicht einmal sich selbst. Aber, um eine neuere Polemik im WV umzuformulieren, vielleicht wurden einige Karten unabsichtlich auf den Tisch gelegt.

Wohin geht Jimstown?

Die Degeneration einer revolutionären Organisation geschieht nicht über Nacht. Nur unter dem Druck von Ereignissen und in Auseinandersetzungen mit anderen politischen Tendenzen entstehen allmählich revisionistische Gelüste. Am Anfang von Reagans anti-sowjetischem Kreuzzug nahm die Spartacist League korrekt einen harten Standpunkt zur Verteidigung der Sowjetunion ein. Aber zu dieser Zeit war die Degeneration des internen Regimes der SL bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. So war es nur eine Frage der Zeit bis die SL, nachdem sie das Vertrauen in ihre Fähigkeit zur Führung der Arbeiterklasse verloren hatte, begann, sich zur Erfüllung dieser Aufgabe nach anderen Kräften umzuschauen.

Während die politisch stagnierenden 80er Jahre andauerten, fing die SL an, Symptome eines Hinübergleitens von der Verteidigung der Sowjetunion hin zu einer gewissen Affinität für das stalinistische Regime zu zeigen. Intern nahm diese Abweichung nicht die Form klarer politischer Äußerungen an, war aber dennoch unverkennbar. Fotos von Wojciech Jaruzelski, Polens starkem Mann aus dem Militär, tauchten an den Wänden des New Yorker Hauptquartiers der Gruppe auf. Diese Stimmung fand zur gleichen Zeit ihren politischen Ausdruck nach außen, als das New Yorker Kontingent 1982 im Rahmen der Anti-Klan-Demonstration der SL in Washington sich, nach dem stalinistischen Henker der ungarischen Revolution, „Juri Andropow Brigade“ nannte. Als die SL 1983 eine Reihe internationaler „Noteinsatz“-Demonstrationen organisierte, in denen ein Sitz für Kambodschas stalinistische Herrscher bei den Vereinten Nationen gefordert wurde, trug sie Schilder, auf denen sie den pro-vietnamesischen Flügel der Stalinisten Kambodschas als „Echte Khmer Kommunisten“ „hoch leben“ ließ. Bei dieser Gelegenheit trug die SL auch Plakate, auf denen die Rekonstruktion der Wirtschaft durch die Stalinisten „hoch gejubelt“ wurde. Doch der trotzkistische Aufruf zu politischer Revolution, um die stalinistischen Regime in Kambodscha und Vietnam zu vertreiben, wurde bewusst vermieden.

Aber beginnende Stalinophilie ist nur ein Ausdruck des politischen Niedergangs der SL. Es zeigt sich auch eine wachsende Angst, die US-Bourgeoisie vor den Kopf zu stoßen, besonders in jenen kritischen Augenblicken, wenn US-amerikanische Leben auf der Strecke bleiben. Daher die extreme Sorge der SL um die Reaganautischen Sternenkrieger, die ihren letzten Flug an Bord der unglückseligen Challenger hatten, und ihre Forderung, US-Marines „lebendig“ aus dem Libanon nach Hause zu bringen, während der imperialistischen Intervention in jenem Land im Jahr 1983. 1984 bot die SL auf den Seiten ihrer öffentlichen Presse an, die Democratic National Convention gegen eine eingebildete rechte Bedrohung zu „verteidigen“ und ging so weit, die Arbeiterbewegung dazu aufzufordern, es ihr gleich zu tun.

Diese Verbeugungen in Richtung der amerikanischen Bourgeoisie mögen auf den ersten Blick unvereinbar mit der bisherigen Bewunderung der SL für stalinistische Führer erscheinen. Aber wie die Erfahrung mit der Kommunistischen Partei der USA belegt, ist das Nachtraben hinter stalinistischer Führung im Ausland keineswegs unvereinbar mit Klassenkollaboration zu Hause. Pessimismus hinsichtlich der Fähigkeit des Proletariats und seiner Avantgarde, die Welt zu verändern, ist der gemeinsame Nenner. Wenn eine Organisation nicht länger an ihre eigenen revolutionären Fähigkeiten glaubt, warum dann nicht auf der sicheren Seite im Inland bleiben und jemand anderen weit weg mit der revolutionären Mission des Marxismus zu betrauen — wie die „Rote Armee“ in Afghanistan.

Obwohl der künftige Weg der Robertsoniten nicht ganz klar ist, befinden sie sich jetzt in einer politischen Klemme. Sie sind nicht in der Lage gewesen, die Kritik der bolschewistischen Tendenz am Zick-Zack-Kurs ihres politischen Auftretens überzeugend zu widerlegen. Was unsere umfassende Dokumentation zur Degeneration des internen Lebens der SL angeht, schweigen sie, weil unsere Anschuldigungen wahr und nachprüfbar sind. Die SL macht daher Überstunden, um einen politischen Knüppel zu finden, mit dem sie uns treffen kann, und glaubt in ihrem Wunschdenken, in Afghanistan einen gefunden zu haben.

In diesem Zusammenhang hat die SL ein neues Dokument zur BT veröffentlicht, das Auszüge aus der Debatte über das „Hochjubeln“ von Afghanistan bietet und auch eine Auswahl unserer polemischen Auseinandersetzungen über eine Vielzahl von Fragen enthält, vom Libanon bis zur Zerstörung der Challenger. Wer an diesen Debatten interessiert ist, sollte sich nicht mit den von der SL ausgewählten Teilen zufrieden geben. In den Trotskyist Bulletins Nr. 1 und 2, veröffentlichten wir die vollständigen Texte unserer Andropow Brigade und der Rettung der Marines im Libanon. Es sind auch Ausgaben erhältlich mit dem vollständigen Text unserer Polemik über den Slogan „Hoch die Rote Armee!“.

Während die Spartacist League es anscheinend für notwendig hält, viel Zeit und Energie in eine fortdauernde Reihe von Polemiken gegen unsere Positionen zu investieren, hat ihre Führung sich folgerichtig geweigert, uns in offener, öffentlicher Debatte über irgendeinen der umstrittenen Punkte zu begegnen. In unserem Brief vom 8. April an WV schlugen wir der SL vor:

Angesichts Eures offensichtlichen Interesses an den Auswirkungen der Korrektur in unserer Formulierung zur Verteidigung der Sowjetunion in Afghanistan, und Eures Beharrens darauf, dass jene, die sich weigern, die Stalinisten „hoch leben“ zu lassen, auf dem Weg ins Dritte Lager seien, schlagen wir eine öffentliche Debatte über die Frage vor, entweder in New York oder in Toronto zum für beide Seiten frühestmöglichen Termin.

Wir bekräftigten dieses Angebot in einem Brief vom 21. Juni. Bisher haben die Robertsoniten abgelehnt, wohl wissend, dass Diskretion der bessere Teil der Tapferkeit ist. In der heutigen Spartacist League sind Theorie und Programm zu Handlangern eines Führers geworden, dessen Hauptanliegen die Aufrechterhaltung seiner persönlichen Herrschaft ist. Es ist eine Tatsache, dass SL-Führer Angst haben, sich mit uns auf eine öffentliche politische Debatte einzulassen, weil sie wissen, dass sie es nicht verteidigen könnten, das sowjetische Militär „hoch leben“ zu lassen, es sei denn, indem sie den theoretischen und programmatischen Grundlagen des Trotzkismus widersprächen, auf denen ihre Organisation angeblich beruht.