Homosexuelle können in Deutschland zwar eine sogenannte Lebenspartnerschaft eingehen, doch bleiben ihnen viele Privilegien der Verheirateten verwehrt. Der bürgerliche Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) fordert seit Jahren die Öffnung der Ehe für Homosexuelle. Der Kölner Christopher Street Day (CSD) fand 2012 unter dem Motto „Ja, ich will“ statt, womit die Veranstalter die Forderung nach voller rechtlicher Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnerschaften mit der Ehe unterstreichen. Selbst in der CDU, die für ihre reaktionäres Familien- und Weltbild bekannt ist, wurden kürzlich Stimmen laut, das Ehegattensplitting für Lebenspartnerschaften zu öffnen, auch wenn dies auf dem Parteitag im Dezember 2012 unter Führung von Kanzlerin Merkel abgelehnt wurde.
Als Revolutionäre lehnen wir den Kapitalismus ab, wie auch alle seine Erscheinungen. Dazu gehört auch die bürgerliche Ehe. Als MarxistInnen wissen wir aber auch, dass bestimmte Phänomene der bürgerlichen Gesellschaft, wie Ehe und bürgerliche Familie, selbst nach einer proletarischen Revolution nicht per Dekret abgeschafft werden können. Es bedarf einer bestimmten materiellen Entwicklung und Veränderung des Bewusstseins, um ihre sozialen Wurzeln zu beseitigen. Solange aber die Institution der Ehe existiert, sollte diese von heterosexuellen wie homosexuellen Paaren geschlossen werden können. Gleichzeitig sollten die Privilegien, die traditionell nur verheirateten Paaren zugute kommen, durch eine allgemeine Ausweitung auf unverheiratete Paare beseitigt werden.